Finanzierung der Personalkosten in Krisenzeiten von Unternehmen

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Junge wie etablierte Unternehmen stehen gemeinsam vor der Frage, wie die Personalkosten in Krisenzeiten finanziert werden können. Häufig reicht der Cash-Flow alleine aus dem Umsatzprozess dann nicht mehr aus, um die laufenden Personalausgaben zu decken. Deren Finanzierungsmöglichkeiten hängen u.a. von der Art der Krise ab, in der sich das Unternehmen befindet: Besteht eine Umsatzkrise wegen z.B. ausbleibender Aufträge, deren Auslöser extern veranlaßt ist (z.B. wg. der aktuellen Corona-Virus-Infektion der Volkswirtschaften), dann sind Finanzierungen insbesondere über die angekündigten sehr umfangreichen öffentlichen Förderkredite wahrscheinlich zu erlangen. Hingegen ist die Bewilligung von Förder- und Hausbankkrediten bei einer vor dem externen Schock bereits bestandenen Ertrags- oder gar Liquiditätskrise ein schwieriges bis aussichtsloses Unterfangen. Dann verbleibt häufig nur noch die Innenfinanzierung der Personalausgaben durch Rationalisierung im Betrieb, Einkauf und Vertrieb sowie die Suche nach „frischem“, das Risiko tragenden Eigenkapital von außen.

 

Fremdfinanzierungs-Instrumente in der Krise

 

Die laufenden Personalkosten für die Mitarbeiter lassen sich anders als Investitionen z.B. in Maschinen nicht durch Investitionskredite mit langer Laufzeit oder durch Verkauf und Rück-Leasing („Sale-and-Lease-Back“) über mehrere Jahre monetär strecken. Deshalb schöpfen Unternehmen bei zurückgehendem Cash-Flow häufig den bestehenden Kontokorrentkredit-Rahmen (KKK) für Personalausgaben sehr viel stärker, z.T. bis zum Anschlag aus. Dieses Vorgehen ist aber gefährlich, da dann der Kontokorrentkredit als Liquiditätspuffer für unvorhergesehene sonstige Ausgaben entfällt, wodurch noch schneller Liquiditätsengpässe oder gar -krisen entstehen können.

Besser ist es, die laufenden Personalkosten zunächst soweit wie es in Zeiten des Fachkräftemangels gerade bei einer zeitlich eingrenzbaren Krise sinnvoll ist, zu reduzieren, indem Leiharbeitskräfte und Stundenumfänge der Stammbelegschaft abgebaut sowie Kurzarbeitergelder beantragt werden. Der Verweis auf solche beantragte Hilfen z.B. bei der Bundesagentur für Arbeit kann ein gutes Argument bei den folgenden Verhandlungen mit der Hausbank über einen Betriebsmittelkredit mit einer Laufzeit beispielsweise von einem bis drei Jahren sein. Sicherlich wird die Hausbank in dieser Situation erhöhte Besicherungsanforderungen stellen, welche z.B. durch öffentliche Förderkredite mit „eingebauten“ Sicherheiten wie Haftungsfreistellungen abgedeckt werden könnten. Jedoch dauert die Beantragung und Bewilligung dieser Förderkredite durchaus einige Wochen, während ein Betriebsmittelkredit der Hausbank vermutlich schneller zu erlangen ist.

 

Voraussetzung ist in jedem Fall ein aktueller Finanzplan, aus dem die Rückführung des neuen Kredites ggf. zusätzlich zu den bereits vereinbarten Alt-Krediten als sog. Kapitaldienstfähigkeit trotz bzw. nach Ende der Krisensituation ersichtlich ist.

 

Eigenfinanzierung in der Krise

 

Besteht aufgrund negativ verlaufener Gespräche mit der Hausbank und ggf. weiterer Kreditinstitute keine Aussicht auf einen (weiteren) Betriebsmittelkredit oder die Ausdehnung der KKK-Linie, dann sind die folgenden Eigenfinanzierungs-Instrumente erste Wahl. Zunächst ist ebenso wie im Fremdfinanzierungsfall der Innenfinanzierungsweg des Unternehmens durch Rationalisierung im Betrieb, Einkauf und Vertrieb zu beschreiten. Im Betrieb können beispielsweise die Personalkosten durch Abbau der Leiharbeit, der Stundenumfänge der Stammbelegschaft ohne Lohnausgleich oder durch Beantragung von Kurzarbeitergeld reduziert werden, ohne Mitarbeiter entlassen zu müssen. Im Einkauf können verlängerte Zahlungsziele oder die volle Ausschöpfung der Lieferantenkredite sowie die Anpassung des Bestellvolumens an die Krisensituation liquide Mittel zur Abdeckung der Personal- und anderer Kosten heben. Auch die temporäre Finanzierung des Lagers über das Finetrading, bei dem ein spezialisierter Zwischenhändler als Finanzier auftritt, kann bei einem noch positiven Bonitätsrating zeitliche „Luft“ bis zur Fälligkeit der Rechnungen bzw. Löhne verschaffen. Im Vertrieb kann das Factoring durch Forderungsverkauf einen zusätzlichen Liquiditätseffekt einmalig erzeugen, sofern die Globalzession nicht an ein Kreditinstitut abgetreten ist.

 

Von außen kann neues Eigenkapital als Liquidität über Risikokapitalgeber wie Business-Angels, Investoren, Private- oder Venture-Capital-Gesellschaften hinzugeführt werden. Hierfür ist Voraussetzung, dass die neuen Eigenkapitalgeber an die Ertragsaussichten des Unternehmens trotz krisenhafter Situation glauben, denn sie haben auf mittlere Sicht entsprechende Rendite- und/oder Mitsprache-Erwartungen, was im Blog-Beitrag zum Risikokapital und Förder-Finanzierungen nachzulesen ist.

 

Auch für die Überzeugung der Eigenkapitalgeber werden aussagekräftige Geschäfts- und Finanzpläne benötigt, welche die Rentabilität trotz oder nach der Krise plausibel darlegen.

 

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